Mein reiterlicher Werdegang begann wie bei vielen Mädchen bereits sehr früh. Während eines Urlaubs auf dem Bauernhof durfte ich gegen Mithilfe im Stall die Pferde reiten. Es waren große Kaltblüter, die ich ohne Sattel und nur mit einem Gebiss, das in das Stallhalfter gesteckt wurde, auf der Wiese und im Gelände ritt. Auch hatte ich Gelegenheit, den Bauern mit seinen Pferden bei der Feldarbeit zu beobachten. Ich war völlig fasziniert davon, wie die Pferde den Pflug in schnurgeraden Linien durch den Acker zogen, am Ende der Bahn auf Zuruf kehrt machten und sich wie von Zauberhand bewegt in die nächste Bahn einordneten bis das ganze Feld bearbeitet war. Für mich waren diese Sommer in der Rhön die allerschönste Zeit.

 

 

 

Zu Hause waren dann nur gelegentlich Reitstunden in der örtlichen Reitschule möglich. Es ergab sich eine Pause von einigen Jahren, bis ich dann im Alter von 31 Jahren reiterlich völlig neu, dafür aber umso intensiver startete. Seitdem begleiten die Pferde mein Leben. Für mich sind sie viel mehr als nur Hobby oder Freizeitvergnügen, sondern die Arbeit und das Zusammensein mit ihnen ist für mich zu einer Lebensweise geworden.

 

 

 

Wenn man „von der Pike auf“ reiten lernen möchte, dann gilt es neben all der Freude, die einem das bereitet, auch mit jede Menge Frustration umzugehen. Dies umso mehr, wenn man damit erst als Erwachsener beginnt. Der Traum von der feinen Verbindung zum Pferd ist nicht leicht zu erfüllen und schnell zeigt uns unser Körper unsere Grenzen auf. Ich habe mich deshalb auf die intensive Suche nach den richtigen Lehrmeistern begeben, bin beeindruckenden Persönlichkeiten begegnet und durfte von ihnen lernen.

 

  Auf den klassischen Weg brachte mich zunächst Klaus Meiners-Pils, der mir 1997 bis 2000 die Möglichkeit gab, auf seinem Hof in Coesfeld regelmäßig Berittpferde zu arbeiten. Seinerzeit war er 2. Vorsitzender des Vereins Spanischer Pferde und auf seinem Hof gingen die Bereiter der Königlich-Andalusischen Reitschule ein und aus. So konnte ich in dieser Zeit von vielen erfahrenen Reitern lernen, mein theoretisches Wissen        vertiefen und das gelernte auf verschiedenste Pferde anwenden.

 

Auch nach dieser Zeit habe ich mich kontinuierlich fortgebildet. Lehrer, bei denen ich regelmäßig Unterricht genommen habe, sind: Juan Rubio Martinez, Philippe Karl, Reinhard Koblitz, Jean-Claude Racinet, Pascale Berthier und Manuel Jorge de Oliveira. Darüber hinaus habe ich Kurse bei Jean-Francois und Frederic Pignon, Horst Becker und Bent Branderup als Zuschauer besucht.

 

 

 Um meine Kenntnisse der physischen und psychischen Zusammenhänge im Pferdekörper zu vertiefen und meine Trainertätigkeit auf ein solides Fundament zu stellen, habe ich 2007 eine Ausbildung zum Physio Riding Coach erfolgreich abgeschlossen.

 

Mein Lernen in der Praxis war immer auch von intensivem Studium der theoretischen Grundlagen begleitet. Jedes Antiquariat, das ich fand, wurde von mir auf lehrreiche Literatur durchforstet. So hat sich über die Zeit eine stattliche Sammlung an Büchern und DVD`s über die Reitkunst angesammelt. Am meisten geprägt haben mich die Schriften von Nuno Oliveira, der bis heute mein größtes Vorbild ist. Ihm ist es aus meiner Sicht am besten gelungen, die alten Reitlehren richtig zu interpretieren und verständlich und nachvollziehbar zusammenzufügen.

 

 

Auf meinem Weg habe ich vor allem erfahren, welche große Bedeutung gute Basisarbeit mit den Pferden hat. Nur wenn wir in den kleinen Dingen genau sind, werden wir die Lernfreude unserer Pferde fördern und die feine Kommunikation erarbeiten, die höhere Lektionen überhaupt erst möglich machen. Dies erfordert viel Geduld und Ausdauer, aber die Freude und das Glück, das wir in der Zusammenarbeit mit einem Pferd erleben können, das weder über- noch unterfordert ist, machen diesen Weg so lohnenswert.